Statement von ICOM Deutschland – Anlässlich der zunehmenden politischen Eingriffe in die Kunst und Kulturfreiheit und zum Schutz der Freiheit der Museen und zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung

Veröffentlicht: 6. Mai 2025

1972 entdeckte ein Team von Archäolog*innen in der Region Kobi Foora (Ostafrika) einen menschlichen Oberschenkelknochen, der nach einem Bruch vollständig verheilt war.[1] In der Steinzeit bedeutete eine solch schwere Verletzung für gewöhnlich den sicheren Tod. Dass dieser Mensch sie überlebt hatte, beweist: Er wurde nicht aufgegeben. Andere sorgten für ihn, teilten Nahrung, schützten ihn und gaben ihm Zeit zur Heilung. Dieser Fund steht symbolisch für das, was die menschliche Spezies stark gemacht hat: Solidarität, Fürsorge und die bewusste Entscheidung, Verantwortung füreinander zu übernehmen.

Heute, in einer hochkomplexen und global vernetzten Welt, tragen Museen eine vergleichbare Verantwortung und dürfen sich nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zurückziehen. Vielmehr haben sie die Pflicht, sich besonders für verletzliche und marginalisierte Gruppen einzusetzen und die komplexe Vielfalt menschlicher Erfahrungen zu reflektieren. Denn Museen bewahren nicht nur unser kulturelles Erbe – sie sind auch Räume der freien Meinungsäußerung, der künstlerischen Entfaltung und der wissenschaftlichen Neugier. Ihre Freiheit ist untrennbar mit ihrem Auftrag verbunden, kritisches Denken zu fördern, Diversität sichtbar zu machen und gesellschaftliche Debatten zu ermöglichen.

Versuche, Programme zur Förderung von Vielfalt, Inklusion oder Nachhaltigkeit zu diskreditieren oder abzuschaffen, stellen eine ernste Missachtung jener Werte dar, die eine moderne, friedliche und zukunftsorientierte Gesellschaft tragen.

Wir, der Vorstand des Deutschen Nationalkomitees von ICOM, bekräftigen deshalb mit Nachdruck:

  • Die Freiheit der Museen ist unverhandelbar.
  • Museen haben das Recht und die Pflicht, sich aktiv für Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit einzusetzen.
  • Programme, die Diversität, Nachhaltigkeit und Inklusion fördern, sind Ausdruck der höchsten musealen und gesellschaftlichen Werte – und müssen gestärkt, nicht geschwächt werden.
  • Eine moderne Zivilisation erkennt sich nicht an ihrer Fähigkeit zur Ausgrenzung, sondern an ihrem Willen zur Fürsorge.

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diese Orte zu schützen, zu fördern und weiterzuentwickeln. Nur so stehen wir für ein menschliches Gewissen in Politik und Gesellschaft ein.

Deshalb rufen wir alle Kolleginnen und Kollegen weltweit auf: Haltet zusammen, bleibt Euch und unseren gemeinsamen Werten treu!


[1] Fundnummer KNM-ER 1503, bewahrt von dem National Museum of Kenya.

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