ICOM Deutschland Jahrestagung 2025 erfolgreich beendet
Mit großem Erfolg endete die Jahrestagung von ICOM Deutschland im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg: Unter der Überschrift „On Fire – Über die Kraft der Museen“ trafen sich rund 400 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland und der internationalen Museumsfachwelt, um sich intensiv mit aktuellen Fragen der Museumsarbeit auseinanderzusetzen. Die Mitgliederversammlung wählte einen neuen Vorstand und Präsidenten.
Berlin, 8. Dezember 2025 – Erkenntnisgewinn, Austausch, Wahrnehmung und noch einmal stärkere Vernetzung – mit großem Erfolg endete die ICOM-Jahrestagung im Hamburger Museum für Kunst & Gewerbe. Unter dem Motto „On Fire – Über die Kraft der Museen“ versammelten sich rund 400 Teilnehmer:innen aus der deutschen und internationalen Museumsfachwelt, um sich intensiv mit aktuellen Fragen der Museumsarbeit auseinanderzusetzen. Im Anschluss an die Jahrestagung wählte die Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand.
Das Programm der Jahrestagung startete am Mittwoch mit Führungen durch aktuelle Ausstellungen des Altonaer Museums, der Deichtorhallen, des Medizinhistorisches Museums, des MARKK Museum am Rothenbaum und des Museums der Arbeit.
Abends folgte der Empfang im Vestibül des MK&G, bei dem Hausherrin Prof. Tulga Beyerle und Gastgeberin Dr. Felicia Sternfeld, Präsidentin von ICOM Deutschland, ihre Gäste begrüßten, bevor Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda einen mit viel Applaus aufgenommenen kulturpolitischen Impuls gab. In ihrer Eröffnungskeynote griff Prof. Dr. Marion Ackermann, Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Motto der Jahrestagung auf. Die Bedeutung des Begriffs Feuer sei bewusst doppeldeutig gewählt: Als Mahnruf, dass es brennt und als Weckruf ein Feuer zu entfachen, denn Leuchtfeuer geben Orientierung. Die Moderation des Abends übernahm Prof. Dr. Susan Kamel, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
Zu Beginn von Tag zwei standen zwei Paneldiskussionen an, die zeigten, wie Museen ihre Gebäude und Räume neu positionieren und soziale Beziehungen stärken.
Unter Unter dem Titel „DER GEBAUTE RAUM – Über die Neupositionierung im baulichen Bestand“ diskutierte das erste Panel, wie sich bestehende Museumsgebäude neu denken lassen Moderiert von Dr. Claudia Emmert (Kunstmuseum Bonn) gaben die Sprecher:innen Einblicke in die Transformation ihrer Museen hin zu inklusiven und integrativen Orten der Begegnung und des Austauschs. Sophie Bartels (Klassik Stiftung Weimar) sprach über das Co-Labor, ein temporärer Begegnungs- und Veranstaltungsort komplett aus Holz im Park des Weimarer Stadtschlosses, der erfolgreich erprobt, wie bestehende Strukturen aufgebrochen und räumliche Grenzen neu gedacht werden können. Tilman Walther und Nina Lucia Groß (MK&G Hamburg) stellten den Freiraum vor – einen Ort im Herzen ihres Museums – erfolgreich gestaltet und genutzt für und von Menschen und Gruppen, für teils andere als museale Nutzungen. Dr. Andrea Lissoni (Haus der Kunst München) stand vor der Herausforderung, wie man mit dem historischen Erbe des Gebäudes aus der NS-Zeit umgeht und ein offenes und partizipatives Haus schafft. Dr. Felix Krämer berichtete vom Transformationsprozess des Kunstpalasts Düsseldorf und zeigte, wie umfangreiche bauliche Sanierungen, aber auch weiche Faktoren wie die Wahrnehmung der Besuchenden als Gäste, die Aufenthaltsqualität im Museum veränderte, manifestiert auch durch eine diverse Programmgestaltung und durch konsequente Partizipation des Publikums.
Beim Panel „DER SOZIALE RAUM – Empowering Museums“ ging es um Museen als Stätten der Begegnung und der Gemeinschaft. Dr. Bruno Brulon Soares (University of St. Andrews), Dr. Birga Meyer (schwules museum Berlin), Stephanie Sparling Williams (Brooklyn Museum) und Isabel Monroy Moreno (Museum MMK für Moderne Kunst Frankfurt am Main) – moderiert von Prof. Dr. Joachim Baur (TU Dortmund) – betonten die Veränderung der Rolle von Museen. Das Konservieren ist nach wie vor Aufgabe von Museen, nur eben nicht mehr ausschließlich. Vielmehr gehe es heute um die Pflege von Communities, um Zugänglichkeit und Partizipation. So seien Reparationen von Sammlungsstücken eine Hinwendung zum Care-Prinzip und Abkehr von der Konservation, so Bruno Brulon Soares. Community-Pflege sei auch Kern der kuratorischen Arbeit im Brooklyn Museum, dessen Sammlung lange Zeit aus einer mehrheitlich weißen Perspektive heraus entstand und nun auch für andere Communities erschlossen werde. Der Abbau von Zugangshürden ist im MMK für moderne Kunst zentrales Thema. Broschüren und Beschriftungen in leichter Sprache gehören ebenso dazu, wie Anwendungen für Blinde und Sehbehinderte. Das Schwule Museum sei vor 40 Jahren als Projekt einer Community gestartet, die bislang in der Museumswelt keine wirksame Rolle spielte. Das Museum sei inzwischen ein politischer Raum, der aktivistisch und kritisch agiert.
In insgesamt 15 Workshops und Minisymposien mit einem breiten Themenspektrum von Jugendpartizipation über neue Raumkonzepte bis zu kritischer Objekterforschung und internationalen Kooperationen erhielten die Teilnehmenden am Nachmittag zahlreiche praxisnahe Bezüge und Impulse für die Museumsarbeit im eigenen Haus.
Der Tag schloss mit einem Empfang in den Deichtorhallen Hamburg.
Am Freitag, dem letzten Tag der ICOM Deutschland Jahrestagung, stand der Umgang mit Objekten und den Menschen im Zentrum und machte deutlich, wie Museen als lebendige Orte sozialer Erinnerung, Vermittlung und kultureller Vielfalt wirken.
Unter dem Titel „DINGE UND SINNE – Von sorgenden Objekten“ diskutierten die Kuratorinnen Monika Keenan (Stiftung Neue Synagoge Berlin–Centrum Judaicum) und Dr. Mahret Ifeoma Kupka (Museum Angewandte Kunst, Frankfurt/M.) mit Jules Rijssen (Imagine IC, Amsterdam). Moderation: Dr. Alina Gromova (Jüdisches Museum München). Auf unterschiedliche Weise legten sie dar, wie sich Objekte als Resonanzkörper durch Kontakt mit den Menschen verändern, aber wie sie gleichzeitig auch Einfluss auf ihn nehmen. So zeigte Jules Rijssen, dessen museale Begegnungsstätte Imagine IC in einem vornehmlich migrantisch bewohnten Stadteil im Südosten Amsterdams liegt, wie es anhand von Objekten bzw. einem gemeinsamen Erbe gelingen kann, zu verhandeln, „wer wir gemeinsam sind und wer wir sein möchten“. Dr. Mahret Ifeoma Kupka ergänzte den Gedanken um die Chancen, die die Dekolonialisierung von Objekten und Sammlungen birgt. So können Gruppen, für die Sammlungen ursprünglich nicht angelegt waren, auf eine neue Weise Zugang erhalten und dadurch bislang verschlossene Narrative und Erkenntnisse liefern. Monika Keenan hob den Diskurs auf die digitale Ebene. Digitale Installationen öffnen gänzlich neue Möglichkeiten, sich mit Objekten auseinanderzusetzen.
Das Panel „MENSCHEN – Von kümmernden Strukturen“ untersuchte, wie Museen Mitarbeitende stärken und echte Beteiligung ermöglichen können. Die Inputs zeigten, wie wichtig neue Organisationsformen, Strukturen aber auch Care-Arbeit sind, um Museen zu Orten machen, an denen sich alle willkommen fühlen. Moderation: Dr. Felicia Sternfeld (Europäisches Hansemuseum Lübeck). Dr. Sascia Bailer (Caring Culture Lab) unterstrich die Notwendigkeit, „Caring Infrastructures“ langfristig zu etablieren, dabei müssten Museen auch über die eigenen Wände hinausdenken und mit der Community in Dialog treten. Lara Abul-Ella und Josefina Trittel (Kulturstiftung der Länder) stellten die Arbeit des gerade gestarteten Projektes PRISMA (Programm zur Stärkung der Diversität und kulturellen Teilhabe an Museen) vor, dass herausfinden möchte, wie sich Museen gestalten lassen, in denen sich möglichst alle Menschen angesprochen und repräsentiert fühlen. Wenn wir Unbehagen nicht aushalten können, so Steph Scholten (The Hunterian / University of Glasgow) sei langfristig kein Wandel möglich. Die Sprecher:innen waren sich einig, dass nachhaltiger Wandel nicht über Nacht geschieht, deshalb sei es um so wichtiger, nicht vor der Menge der notwendigen Veränderungen zu kapitulieren, sondern auch im kleinen, im alltäglichen Miteinander innerhalb und außerhalb der eigenen Institutionen zu beginnen.
Im Anschluss an die ICOM Jahrestagung fand die Mitgliederversammlung von ICOM Deutschland statt, bei der der neue Vorstand gewählt wurde. Neuer Präsident von ICOM Deutschland ist Paul Spies, der auf Dr. Felicia Sternfeld (Europäisches Hansemuseum Lübeck) folgt, die das Amt drei erfolgreiche Jahre führte. Paul Spies ist international als Berater, Konzeptentwickler und Coach für Führungskräfte tätig, insbesondere im Museumsbereich und war bis 2024 Direktor der Stiftung Stadtmuseum Berlin. In den Vorstand 2026-2028 wurden gewählt: Prof. Dr. Joachim Baur (Professor / freier Kurator TU Dortmund, Die Exponauten, Berlin), Dominik Busch (Leiter Abteilung Diskurs & Kommunikation Zeppelin Museum Friedrichshafen), Dr. Claudia Emmert (Intendantin Kunstmuseum Bonn), Dr. Jennifer Morscheiser (Leitung Lokschuppen Rosenheim), Prof. Dr. Stefan Simon (Direktor Rathgen-Forschungslabors der Staatlichen Museen zu Berlin) sowie Dr. Gülşah Stapel (Kuratorin für Outreach Stiftung Berliner Mauer).
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Über ICOM Deutschland
ICOM Deutschland e.V. ist das deutsche Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates ICOM und mit mehr als 8.000 Mitgliedern die größte Organisation von Museen und Museumsfachleuten in Deutschland. Aktuelle Themen wie Fragen zur Dekolonisierung, Provenienzforschung, Museumsdefinition, zu Standards innerhalb der Museen etc. werden auf nationaler wie internationaler Ebenen mit den Mitgliedern diskutiert und als Orientierung angeboten.
Über das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G)
Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G), eines der wichtigsten Häuser für Gestaltung in Europa, bietet den idealen Rahmen, um sich mit der Gestaltung musealer Orte der Zukunft auseinanderzusetzen. Seine vielfältige Sammlung reicht 9.000 Jahre zurück und bis zur Gegenwart. Zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungen und Projekte öffnen den Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung und hinterfragen die Gestaltung der Welt.