ICOM4Ukraine

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 engagiert sich ICOM Deutschland in verschiendenen internationalen Projekten, um ukrainischen Kolleg:innen bei der Sicherung und Bewahrung ihrer Kulturgüter zu unterstützen.
Hilfsmaßnahmen für ukrainische Museen
Inmitten des anhaltenden Konflikts ist das kulturelle Erbe des Landes nach wie vor extrem bedroht: Laut dem Bericht der UNESCO vom 27. November 2024 sind in der Ukraine infolge des russischen Angriffskriegs 468 Kulturstätten zerstört worden, darunter 32 Museen. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, Maßnahmen zum Schutz des kulturellen Erbes des Landes zu verstärken und weiterhin internationale Unterstützung zu mobilisieren.
2024: Stipendien für Museumsmitarbeiter:innen
In den Hilfsprojekten wird die existenzielle Not vieler ukrainischer Museumsmitarbeiter:innen deutlich. Trotz der gefährlichen Lage und immer prekärer werdender Lohnverhältnisse setzen die Beschäftigten ihre Arbeit fort, um das kulturelle Erbe ihres Landes und damit ihre Identität zu schützen. Sie beweisen tagtäglich, dass Museen nicht nur Archive der Vergangenheit, sondern auch aktive Hüter der Gegenwart und Zukunft einer Gesellschaft sind.
In Kooperation mit dem Museum Crisis Centre in Lwiw konnte ICOM Deutschland im Ende des Jahres 2024 neun ukrainische Kolleg:innen mit einem Stipendium von jeweils 840 Euro unterstützen. Möglich wurde dies durch die Spendenkampagne „Für Kulturretter in der Ukraine“, die ICOM Deutschland initiiert hatte. Zur Pressemitteilung
2023 — 2024: Unterstützung für ukrainische Museen durch Beratung, Sachbeihilfen, Videotutorials und Leitfäden
Das ICOM-Hilfsprojekt „Gefährdete ukrainische Museen – ein dreistufiger Lösungsplan durch Wissen, Handeln und Sichtbarkeit“ legt einen besonderen Fokus auf die digitale Erhaltung der Sammlungen. Viele kleine Museen, die mit Digitalisierungssoftware, -hardware und spezielle Restaurierungsgeräten ausgestattet wurden, stehen vor der Herausforderung, diese Technologien effektiv zu nutzen. In Zusammenarbeit mit ICOM Schweiz und gefördert durch das Strategic Allocation Review Committee von ICOM (SAREC) bietet das Projekt gezielte Unterstützung in drei zentralen Bereichen an:
1. Empowerment durch Wissen
Im Rahmen des Projekts wurden 12 Lehrvideos in ukrainischer Sprache produziert oder vorhandene Videos ins Ukrainische übersetzt. Die Tutorials vermitteln grundlegendes Fachwissen zur effizienten und professionellen Digitalisierung von Sammlungsobjekten. Die Videos entstanden in Kooperation mit museum-digital und der Initiative Saving Ukrainian Cultural Heritage Online und sind über den YouTube-Kanal von museum-digital abrufbar.
Zu den Videotutorials:
- Mehrfache Änderungen von Informationen über Objekte
- Verwalten von Objekten: Suchen, Sortieren und Analysieren von Ergebnissen
- Überwachungslisten: Temporäre Gruppen von Objekten
- Benutzerberichte: Drucken der Museumsdokumentation
- Export von Sammlungs- und Objektdaten & Backup
- Datenimport: Vorbereitung, csv/ xml und Upload auf den Server
- Einführung in die digitale Bestandsaufnahme: Prioritäten setzen, eine Strategie entwickeln, das Publikum ansprechen
- Grundlegende Konzepte der Digitalisierung: Metadaten, kontrollierte Vokabulare, Bildmerkmale
- Dateien und Formate: Verwaltung und Speicherung von Dateien in einem digitalen Museumsbestand
- Auswahl und Arbeit mit Geräten für das digitale Inventar eines Museums
- Umgang mit Objekten bei der Digitalisierung von Museen
Solidarität und gezielte Unterstützung
Die internationale Solidarität und gezielte Unterstützung sind nach wie vor entscheidend für den Schutz und die Bewahrung des ukrainischen kulturellen Erbes in diesen schweren Zeiten. Wir rufen daher die internationale Museumscommunity dazu auf, sich weiterhin und gemeinsam für den Erhalt dieser kostbaren Erinnerungsstücke einzusetzen. Auch ICOM wird sein Engagement gezielt fortsetzen.
Überzeugen Sie sich selbst von der Einzigartigkeit und Kostbarkeit des ukrainischen Kulturerbes und seiner Bedeutung für die europäische Erinnerungskultur: Heimatmuseum Kremenetz, Historisches Museum M. F. Sumtsov, Charkiw, Nationales Polytechnisches Museum Boris Paton, Kyjiw
Zur Pressemitteilung
Darüber hinaus wurden bewährte Leitfäden des Deutschen Museumsbundes ins Ukrainische übersetzt: Dazu gehören der Leitfaden „Standards für Museen“, die „Guidelines Developing Education and Public Engagement in Museums“ sowie der „Practical Guide Digital Basic Cataloguing in 10 Principles“. In Zusammenarbeit mit dem Center for Digital History in Rivne werden jeweils 300 Exemplare der Leitfäden „Standards für Museen“ und „Guidelines Developing Education and Public Engagement in Museums“. In Zusammenarbeit mit dem Center for Digital History in Rivne wurden jeweils 300 Exemplare der Leitfäden „Standards für Museen“ und „Guidelines Developing Education and Public Engagement in Museums“ gedruckt und an ukrainische Museen verteilt.
Diese länderübergreifende Kooperation ermöglicht zudem eine internationale Veröffentlichung der Leitfäden. Die Übersetzungen sind als kostenfreie PDF-Dokumente auf den Webseiten von ICOM Ukraine, ICOM Deutschland, ICOM Schweiz, NEMO und dem Deutschen Museumsbund zugänglich gemacht worden. Zu den Publikationen: Digitale Grunderfassung: 10 Grundsätze / Bildung und Vermittlung im Museum gestalten / Standards für Museen
2. Beratung und Stärkung der Sichtbarkeit
Unter der Leitung von Ekaterina Malygina, einer erfahrenen mehrsprachigen Projektkoordinatorin, unterstützt das Projekt ukrainische Museen aktiv bei der Digitalisierung ihrer Sammlungen und der Registrierung auf der Plattform „museum-digital“. Diese Plattform spielt eine entscheidende Rolle bei der Erhöhung der Sichtbarkeit der Museen. Sie fördert den Austausch untereinander in der Ukraine und bietet einen sicheren Online-Raum, der die Kontaktaufnahme mit internationalen Akteur:innen erleichtert.
Dank des Projekts haben mehrere ukrainische Museen ihre Objekte erfolgreich auf museum-digital und Europeana präsentiert, wodurch ihre internationale Präsenz und Vernetzung deutlich gestärkt wurden. Insgesamt veröffentlichten 34 Museen etwa 8.000 Objekte im Rahmen des Projekts.
3. Sachbeihilfe mit dringend benötigter Technik
Die Stromversorgung stellt aufgrund der beschädigten Infrastruktur in der Ukraine ein großes Problem dar. Als weitere Maßnahme erhielt daher zur Unterstützung Taras Schewtschenkos Heimat eine leistungsstarke Powerbank. In diesem Reservat befindet sich unter anderem das Literarische Gedenkmuseum des ukrainischen Nationaldichters und Malers. Der Transport wurde dankenswerterweise vom Ukraine Art Aid Center (UAAC) übernommen.
Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine
Im März 2022 erhielt ICOM Deutschland von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und dem Auswärtigen Amt (AA) den Auftrag, das „Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine“ ins Leben zu rufen. Das Ziel dieses Netzwerks war es, als zentrale Anlauf- und Koordinationsstelle für die Rettung gefährdeter ukrainischer Kulturgüter zu dienen. Hierfür wurde die E-Mail-Adresse ukraine@icom-deutschland.de eingerichtet, um Hilfsmaßnahmen oder -angebote für Kulturgüter aus der Ukraine zu koordinieren. Für die Planung und Umsetzung der Maßnahmen zum Kulturgutschutz in der Ukraine wurden Projektfördermittel durch die BKM bewilligt.
Folgende Akteure bündeln ihre Kräfte im Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine, um koordiniert von ICOM Deutschland ihre Hilfsmaßnahmen für die bedrohten Kulturgüter kooperativ zu organisieren:
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Auswärtiges Amt (AA), Deutsches Nationalkomitee von ICOMOS, Deutsche Nationalbibliothek, Bundesarchiv, Verband Deutscher Kunsthistoriker, Deutsches Archäologisches Institut, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Kulturstiftung der Länder, Deutsche UNESCO-Kommission, Blue Shield Deutschland, SiLK-Team/Notfallverbünde, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz, NEMO- Network of European Museums Organisationsentrum, Europa Nostra, Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), DUG-WW | Ukraine Art Aid Center, Saving Ukrainian Cultural Heritage Online (SUCHO), NFDI4Culture, Museum Karlshorst
Das Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine – #ICOM4Ukraine – hat seit seiner Gründung im Jahr 2022 zahlreiche Hilfsmaßnahmen koordiniert. Mit Unterstützung all seiner Partner*innen wurden Sammlungen vor Angriffen und Witterungseinflüssen geschützt und somit zumindest Teile des ukrainischen Kulturerbes vor der Zerstörung bewahrt.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zu den Aktivitäten des Netzwerks Kulturgutschutz Ukraine – #ICOM4Ukraine:
Hilfsmassnahmen des Netzwerks Kulturgutschutz Ukraine
Spendenaufruf für Kulturretter in der Ukraine
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