Vorträge

Prof. Dr. Michael Gorman

Jenseits des Digitalen Museums: Neuerfindung des Naturkundemuseums für das biologische Jahrhundert

Kirk Johnson, Direktor des Smithsonian American Museum of Natural History, beschrieb kürzlich Naturkundemuseen als „Eine Lösung des 19. Jahrhunderts, die sich neu erfindet, um Probleme des 21. Jahrhunderts anzugehen“. Die gesellschaftlichen Herausforderungen in Bezug auf Biowissenschaften und Umwelt unterscheiden sich in der Tat deutlich von denen des 19. Jahrhunderts. Auf der einen Seite leben wir in dem, was der Wissenschaftler Craig Venter als das „biologische Jahrhundert“ bezeichnet hat. Wo die Wissenschaft des zwanzigsten Jahrhunderts die Wissenschaft der Physik war, ist die Wissenschaft des einundzwanzigsten Jahrhunderts die Biologie, die sich immer mehr mit den digitalen Technologien verbindet. Von CRISPR-Babys über Phagentherapien bis hin zur geplanten Entlöschung von wolligen Mammuts stehen wir vor schwindelerregenden und ethisch anspruchsvollen Möglichkeiten der biologischen Schöpfung. Andererseits stehen wir vom globalen Biodiversitätsverlust bis hin zu Klimawandel vor tiefgreifenden Herausforderungen - „Wicked Problems“ in Bezug darauf, wie wir Menschen mit unserer Umwelt und anderen Arten umgehen. Viele naturkundliche Museen in Deutschland und weltweit befinden sich derzeit in einem Prozess der Neuerfindung, von Senckenberg bis Berlin, aber auch hier in München, wo BIOTOPIA Naturkundemuseum Bayern als Erweiterung und Neuerfindung des Museums Mensch und Natur auf Schloss Nymphenburg konzipiert wird. Welche Art von Museum müssen wir schaffen, damit die Öffentlichkeit sinnvoll an unserem biologischen Jahrhundert teilnehmen kann?

Prof. Dr. Michael John Gorman
Gründungsdirektor von BIOTOPIA – Naturkundemuseum Bayern

ist seit Mai 2016 Gründungsdirektor von BIOTOPIA – Naturkundemuseum Bayern. Darüber hinaus hat er den Lehrstuhl für Life Science in Society an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne. Vor seiner Arbeit in München war Prof. Gorman als Gründungsdirektor der Science Gallery am Trinity College Dublin tätig, deren Ziel es ist, kreative Innovationen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst anzufachen. 2012 gründete er Science Gallery International, um Science Gallery für ein globales Publikum erlebbar zu machen. Gefördert wurde dieses Projekt von Google und dem Wellcome Trust. Vor der Gründung von Science Gallery war Prof. Gorman Dozent für „Science Technology and Society“ in Stanford und als Postdoktorand an der Harvard University, der Stanford University und dem MIT beschäftigt. Er verfasste mehrere Bücher über Themen wie Buckminster Fuller’s Designs bis hin zur Kunst des 17. Jahrhunderts. Er promovierte in Geschichte am European Institute in Florenz und erhielt seinen Bachelor in Physik und Philosophie an der Oxford University.