14.-17. Juni 2024: Workshop und Konferenz in Utrecht und Amersfoort, Niederlande
2023 richtet ICOM eine internationale Arbeitsgruppe zum Thema Dekolonisierung [Link[1]] ein. Bis 2025 erarbeiten 17 Mitglieder Empfehlungen, wie ICOM als globale Stimme der Museumsfachleute Kernfragen rund um die Dekolonisierung von Museen adressieren sowie eine institutionelle Praxis entwickeln kann, die beispielhaft für kulturelle Rechte und soziale Gerechtigkeit einsteht.
Vom 14.-17. Juni 2024 traf sich die Gruppe zum ersten Mal in Person in den Niederlanden, um erste Zwischenergebnisse aus ihren monatlichen digitalen Sitzungen zu formulieren und die Arbeitsschritte bis zur 27. Generalkonferenz 2025 in Dubai festzulegen. Dort werden die beiden Sprecher:innen Hanna Pennock (ICOM Netherlands) und Ishola Chinedu OZUEIGBO (ICOM Nigeria) den Abschlussbericht der Arbeitsgruppe vorstellen.
Das Konzept der Dekolonisierung hat in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Bedeutungen. Viele Museen haben ihre Wurzeln im Kolonialismus. Wie kann, soll und muss ICOM als internationale Museumsgemeinschaft mit diesem kolonialen Erbe jetzt und in Zukunft umgehen? In Utrecht diskutierten die Arbeitsgruppen-Mitglieder unter anderem, welche dekolonialen Perspektiven in Zukunft im ICOM Code of Ethics eine Rolle spielen sollten. Das für ICOM zentrale Papier zu ethischen Richtlinien in der Museumsarbeit wird seit 2019 überarbeitet [Link[2]]. Ebenfalls Thema waren die ersten Ergebnisse aus einer Umfrage, die die Arbeitsgruppe zwischen April und Juni 2024 an die ICOM International Committees, Regional Alliances und Affiliated Organisations gerichtet hatte, um festzustellen, welche Expertisen rund um Dekolonisierung bereits innerhalb von ICOM vorhanden sind. Eine Befragung der National Committees folgt ab Herbst 2024.
Am 17. Juni teilten die Mitglieder aus Barbados, Benin, Kanada, Indien, Nigeria, Pakistan, Taiwan und Sambia sowie aus europäischen Ländern auf einer öffentlichen Konferenz in Amersfoort [Link[3]] die Erfahrungen aus ihrer täglichen Arbeit rund um das Thema Dekolonisierung mit ICOM Mitgliedern weltweit. Über 800 Personen waren angemeldet. Vor Ort und online ging es um mögliche Ansätze zur Dekolonisierung von Museumssammlungen und Archiven, die Notwendigkeit mit Diaspora-Gemeinschaften und Indigenen Gruppen zusammenzuarbeiten sowie die Herausforderungen im Umgang mit dem kolonialen Erbe, der Erneuerung von bestehenden Museen und dem Aufbau neuer Museen in einer postkolonialen Ära. Auch die Probleme, die Herkunftsländer und -gemeinschaften bei der Rückforderung ihres kulturellen Eigentums zu bewältigen haben, wurden adressiert – und was dekolonisierende Arbeit für das Wohlbefinden von Museumsmitarbeitenden bedeutet. Eine Aufzeichnung der Vorträge findet sich hier [Link[4]]
Alle Referent:innen und Moderator:innen der Konferenz waren Mitglieder der ICOM-Arbeitsgruppe Dekolonisierung. Die Konferenz wurde von der niederländischen Cultural Heritage Agency (RCE) in Zusammenarbeit mit ICOM, ICOM Niederlande, DutchCulture und Unesco NL organisiert.
[1] https://icom.museum/en/committee/working-group-on-decolonisation/
[2] https://icom.museum/en/resources/standards-guidelines/code-of-ethics/
[3] https://english.cultureelerfgoed.nl/latest/events/2024/06/17/international-conference-on-the-decolonisation-of-museums
[4] https://channel.royalcast.com/cultureelerfgoed/#!/cultureelerfgoed/20240617_1