Mit einem Online-Treffen hat ICOM Deutschland heute ein Partnerschaftsprogramm zwischen Museen in der Ukraine und Deutschland gestartet. Das Projekt soll langfristige, dezentrale Kooperationen einzelner Museen anstoßen. Partnerin auf ukrainischer Seite ist die Initiative OBMIN*. An der Auftaktveranstaltung haben 28 Museen und Kulturverbände teilgenommen. Weitere, regelmäßige Treffen sind geplant. (* Ukrainisch für Austausch)
Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben ukrainische Kulturinstitutionen durch ihre Zerstörung oder Beschädigung traurige Berühmtheit erlangt. Die Ukraine verfügt über rund 5.000 Museen, sieben Welterbestätten, zahlreiche Kirchen und Moscheen und kann somit auf ein facettenreiches kulturelles Erbe verweisen, das nun massiv bedroht ist. Der kulturelle Reichtum, den dieses Land besitzt, erhielt bisher jedoch wenig Sichtbarkeit in der deutschen Kulturlandschaft. Seit Beginn des Krieges steht ICOM Deutschland in engem Austausch und wird diesen nochmals intensivieren. Eine zentrale Frage neben der kriegerischen Bedrohung ist es deshalb, wie man gemeinsame Zukunftspläne für die Museen in der Ukraine umsetzten kann.
„ICOM basiert auf der Idee ‚Stärke durch Gemeinschaft‘ und diese über Grenzen und Kulturen hinweg zu stiften“, sagt Beate Reifenscheid. „Im Rahmen unserer Arbeit im Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine haben wir festgestellt, dass es traditionell wenig Kenntnis über die ukrainische Kulturlandschaft gibt, wenig Verbindungen unter den Museen bestehen und besonders kleine Einrichtungen mit Hilfsangeboten schwer zu erreichen sind“, führt die Präsidentin von ICOM Deutschland weiter aus. Daher hat ICOM Deutschland ein Partnerschaftsprogramm zwischen Museen in der Ukraine und Deutschland entwickelt. Kurzfristig zielt das Projekt darauf ab, den ukrainischen Partnermuseen beim Schutz der Sammlungen, aber auch beim Wiederaufbau und der Wiederherstellung der zerstörten Infrastruktur zu helfen. Mittel- und langfristig soll es einen praktischen und methodischen Informationsaustausch geben. Letztendlich sollen sich über das Programm individuelle Partnerschaften entwickeln, die über den Krieg hinaus bestehen und den bilateralen Dialog verstetigen.
Auf der ukrainischen Seite konnte „OBMIN“ – International Plattform for the Cooperation with Ukrainian Museums – als Partner für das Projekt gewonnen werden. Die Initiative besteht aus 16 Museen und elf Zweigstellen aus allen Regionen der Ukraine mit ganz unterschiedlichen Sammlungen, darunter das beschädigte Kunstmuseum in Kharkiv oder die historische Sankt Georgs Kirche in Drohobych, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. „Wir verstehen unsere Initiative auch als einen Brückenschlag zwischen der EU und der Ukraine und wollen das Verständnis für die kulturelle Bereicherung, welche die Ukraine für ganz Europa bedeutet, fördern“, ergänzt Małgorzata Ławrowska – von Thadden, Mitgründerin von OBMIN, nach dem ersten Online-Treffen am 21.09.2022.
Dem Partnerschaftsprogramm können sich noch weitere Museen anschließen. Kontakt bei ICOM Deutschland: Rosa-Lena Bösl,