Sechs Wochen lang haben die Deutsche UNESCO-Kommission und ICOM Deutschland mit Unterstützung des Museums Europäischer Kulturen, Berlin, Museen in Deutschland zu ihrem Umgang mit immateriellem Kulturerbe befragt.
An der Online-Umfrage zwischen dem 23. September und dem 4. November 2019 haben Vertreterinnen und Vertreter von insgesamt 135 Museen teilgenommen: Von großen Häusern in Berlin, Hamburg, München und Leipzig bis hin zu regionalen und lokalen Museen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich bereits mehr als drei Viertel dieser Museen mit dem Immateriellen Kulturerbe auseinandergesetzt haben. Für einige war der Internationale Museumstag 2019 im Mai unter dem Motto „Museen – Zukunft lebendiger Traditionen“ ein Anreiz, sich erstmalig mit dem Thema zu beschäftigen.
In Ausstellungen haben sich bereits mehr als die Hälfte der Museen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, mit dem Immateriellen Kulturerbe befasst, unter anderem mit verschiedenen traditionellen Handwerkstechniken, wie der Porzellanmalerei, oder künstlerischen Verfahren, wie den Drucktechniken, mit Festen und Bräuchen oder historischen Gartenkulturen sowie mit Musik, Tanz und Theater. Viele Museen bemühen sich auch, Immaterielles Kulturerbe durch ihre Sammlungen zu erhalten, vor allem durch das Aufbewahren von schriftlichen Dokumenten sowie Film-, Ton- und Fotoaufnahmen. Aber auch Objekte werden als materielle Zeugnisse Immateriellen Kulturerbes verstanden.
Die Umfrage hat zudem gezeigt, dass die teilnehmenden Museen das Interesse der Besucherinnen und Besucher am Immateriellen Kulturerbe als ziemlich hoch oder sogar als sehr hoch einschätzen. Als bestes Format zur Vermittlung Immateriellen Kulturerbes sehen die meisten Vertreterinnen und Vertreter der Museen Veranstaltungen, wie Workshops oder Praxisvorführen, an.
Um Immaterielles Kulturerbe für Besucherinnen und Besuchern auch in Zukunft zugänglich machen zu können, wünschen sich die Museen u.a. die Bildung eines Netzwerks, das aus Museen und Trägergruppen des Immateriellen Kulturerbes sowie weiteren Expertinnen und Experten bestehen könnte. Um effizient wirken zu können, bedürfe es allerdings bestimmter, im weitesten Sinne technischer Voraussetzungen.
Die Mitglieder von ICOM Deutschland haben am 14. November 2019 einen Vorstand für die Amtsperiode 2020–2022 gewählt. Beate Reifenscheid wurde als Präsidentin bestätigt.
Die Mitgliederversammlung von ICOM Deutschland fand am Donnerstag, dem 14. November 2019, im Rahmen der Jahrestagung im Schloss Nymphenburg in München statt. Die rund 160 anwesenden Mitglieder erteilten dem Vorstand für das Geschäftsjahr 2018 mit deutlicher Mehrheit die Entlastung. „Wir haben seit Amtsantritt im Januar 2017 vor allem dafür gearbeitet, die Wahrnehmung von ICOM Deutschland als Museumsfachverband mit internationalem Netzwerk sowie als Ansprechpartner der museumsspezifischen Kulturpolitik zu stärken“, fasste Beate Reifenscheid, Präsidentin von ICOM Deutschland, die Vorstandsarbeit der zurückliegenden drei Jahre zusammen. Bilanz des eingeleiteten Profilierungsprozesses: „Die Expertise der Musemsfachleute in ICOM Deutschland ist sichtbarer geworden, der Verband versteht sich noch deutlicher als Plattform für Austausch und Vernetzung und wird inzwischen als Kooperationspartner für nationale und internationale Projekte sehr geschätzt.“
Dafür hat der Vorstand zusammen mit zahlreichen engagierten Mitgliedern in der ausgehenden Wahlperiode nach innen wie nach außen viel vermittelt, ein Mission Statement formuliert, sich intensiv in die Überarbeitung der Museumsdefinition eingebracht, an der Gremienarbeit des Deutschen Kulturrates und der Deutschen Unesco-Kommission mitgewirkt, die Webseite grundlegend überarbeitet und die Aktivitäten in den sozialen Medien erhöht. Darüber hinaus wurden die Tagungsbände als Open-Access-Publikation zugänglich gemacht, mehrere befristete Projekte in Angriff genommen, die Zusammenarbeit mit Politik und Kulturorganisationen gesteigert und die Geschäftsstelle grundlegend neu organisiert und personell ausgebaut.
Die Verbandsmitglieder unterstützen den eingeschlagenen Weg und haben in geheimer Wahl alle vier Mitglieder des amtierenden Vorstandes, die für die Amtsperiode Januar 2020 bis Dezember 2022 gemäß Satzung erneut kandidiert haben, bestätigt. Wiedergewählt worden sind Professor Dr. Beate Reifenscheid (Ludwig Museum Koblenz) als Präsidentin sowie als Vorstandsmitglieder Dr. Katrin Janis (Bayerische Schlösserverwaltung), Dr. Rüdiger Kelm (Steinzeitpark Dithmarschen) und Professor Dr. Dr. Markus Walz (HTWK Leipzig). Neu in den Vorstand gewählt wurden Professor Dr. Michael John Gorman (Biotopia München), Dr. Alina Gromova (Jüdisches Museum Berlin) und Dr. Felicia Sternfeld (Hansemuseum Lübeck).
„Die Mitgliedschaft ist in den vergangenen Jahren jünger und diverser geworden, das spiegelt sich auch deutlicher in der neuen Zusammensetzung des Vorstandes wider – ein wunderbares Plus für den Verband“, freut sich die wiedergewählte Präsidentin. „Gemeinsam können wir somit ICOM Deutschland national wie international noch besser als Expertennetzwerk und als bedeutende Stimme der Museen und Museumsfachleute verankern, das heißt, gesellschaftliche Prozesse begleiten, museumsspezifische Belange artikulieren und den wissenschaftlichen Dialog über Fächergrenzen hinweg ausbauen.“
Zum 31. Dezember 2019 aus dem Vorstand ausscheiden werden Dr. Katrin Hieke (Museum.Netz.Werk), Professor Dr. Elisabeth Tietmeyer (Museum Europäischer Kulturen, Berlin) und Professor Dr. Friederike Waentig (TH Köln). Die Mitglieder dankten ihnen für die während der Amtsperiode Januar 2017 bis Dezember 2019 geleistete Vorstandsarbeit.
Der digitale Wandel in Museen stand im Zentrum der Jahrestagung 2019 von ICOM Deutschland, die vom 14. bis 16. November in Kooperation mit der Bayerischen Schlösserverwaltung stattfand. Rund 350 Museumsfachleute nahmen an der Konferenz vor Ort in München im Schloss Nymphenburg teil. Darüber hinaus wurden die Vorträge über einen Livestream im Internet übertragen – und gemäß dem Tagungsthema „Chancen und Nebenwirkungen – Museum 4.0“ auch weiteren Interessenten zugänglich gemacht. Die ICOM-Konferenz wurde von der Bayerischen Landesregierung und der Stadt München substantiell begleitet und unterstützt.
Nach drei intensiven Tagen waren sich die Teilnehmer einig: Der digitale Wandel in Museen ist ein spannender, zugleich herausfordernder Prozess, für den es vor allem Fachkompetenz, strategische Ausrichtung, dialogische Formate mit den Museumsbesuchern, aber auch ausreichend Ressourcen und den Rückhalt der Museumsträger braucht. Insbesondere der intensive, offene Erfahrungsaustausch mit Kollegen/Kolleginnen aus unterschiedlichen Digitalisierungskontexten wurde als horizonterweiternd empfunden.
„Wir konnten viele Facetten des komplexen Themas vorstellen, die u.a. auch das gemeinsame ‚digitale Lernen‘ befördern und die Tagungsteilnehmer hoffentlich ermutigen, mit Selbstvertrauen und Inspiration den Wandel in ihren Museen voranzubringen. Der digitale Wandel bedarf der substantiellen Unterstützung durch die Politik und gerade während der Münchener Tagung wurde deutlich, wie positiv sich eine gemeinsame Strategie auszahlt. Wir führen unsererseits den Dialog mit den politischen Verantwortungsträgern, um die Museen hierbei zu stärken“, fasst Beate Reifenscheid, Präsidentin von ICOM Deutschland, die Ergebnisse der Tagung zusammen. „Wir sind dadurch als Museumsfachverband mit internationalem Netzwerk und als Plattform für den wissenschaftlichen Austausch sowie als Ansprechpartner der museumsspezifischen Kulturpolitik sichtbarer geworden.“
In acht Vorträgen beleuchteten renommierte Vertreter aus Wissenschaft und Praxis einzelne Aspekte des digitalen Wandels, etwa welche Innovationen er bewirken kann und welche Strategien sich für unterschiedliche Museumstypen eignen. So plädierte Julian Nida-Rümelin für einen digitalen Humanismus, der technischen Fortschritt befürwortet und dennoch den Menschen als Autor seines eigenen Lebens verteidigt, und Dirk von Gehlen rief dazu auf, der Digitalisierung mit Gelassenheit und Pragmatismus zu begegnen: Loslegen und nicht auf den perfekten Plan warten!
In den 16 Workshops, die noch intensiver den Praxisbezug zum Museum veranschaulichten, arbeiteten die Teilnehmer zu konkreten Aufgabenstellungen und formulierten als Ergebnisse unter anderem: stabiles WLan ist Voraussetzung für alle digitalen Aktivitäten in Museen, hierarchische Strukturen müssen überwunden werden, Museum 4.0 kann nur gelingen, wenn alle Partner und Beteiligten zusammenarbeiten.
Die Beiträge werden in unserem Tagungsband als Open-Access-Publikation in der Reihe „Beiträge zur Museologie“ auf der Plattform www.arthistoricum.net demnächst zur Verfügung gestellt.
Die kommende Jahrestagung wird partnerschaftlich mit ICOM Griechenland organisiert und vom 12. bis 14. November 2020 in Athen stattfinden.
Die EXPONATEC COLOGNE ist eine Fachveranstaltung und verknüpft die klassischen Kernbereiche Museum, Konservierung, Restaurierung und Kulturerbe mit zukunftsgerichteten Trends wie Virtual Reality, 3D-Inszenierung und digitalen Neuentwicklungen in den Bereichen Restaurierung und Szenografie. Beate Reifenscheid, Präsidentin ICOM Deutschland, hält am 20. November einen Einführungsvortrag im Rahmen der Exponatec-Veranstaltung „The Best in Heritage“.
ICOM Deutschland wird mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten sein. Mitglieder von ICOM Deutschland erhalten kostenlosen Eintritt.
Jahrestagung von ICOM Deutschland, 14.–16. November 2019, Schloss Nymphenburg in München
Der digitale Wandel in Museen steht im Zentrum der Jahrestagung 2019 von ICOM Deutschland, die vom 14. bis 16. November in Kooperation mit der Bayerischen Schlösserverwaltung unter dem Titel „Chancen und Nebenwirkungen – Museum 4.0“ in München stattfindet. Im Vortragsteil werden namhafte Wissenschaftler und Museumspraktiker Facetten der Digitalisierung beleuchten, in den Workshops können die Teilnehmer Erfahrungen austauschen und digitale Strategien diskutieren.
Der Grad der Digitalisierung in deutschen Museen variiert – viele Museen haben etwa mit Objektdatenbanken, Social-Media-Aktivitäten oder Online-Ausstellungen bereits auf den digitalen Wandel reagiert, viele andere machen sich derzeit auf den Weg. Parallel dazu werden groß angelegte Digitalisierungsvorhaben zur Aufbereitung musealer Bestände für das weltweit vernetzte Arbeiten und die Gewinnung neuer Zielgruppen initiiert. Welche Bedeutung hat das Schlagwort Museum 4.0 für das Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln in Museen und wie können die Beteiligten den digitalen Wandel gestalten? ICOM Deutschland heißt mehr als 300 nationale und internationale Museumsfachleute willkommen, ihre Erfahrungen in 17 themenzentrierten Workshops auszutauschen, ihre Erwartungen und Bedenken zu diskutieren sowie anhand von Good-practice-Beispielen digitale Strategien für ihre Museen zu entwickeln. In neun Vorträgen beleuchten renommierte Vertreter aus Wissenschaft und Praxis die größeren Zusammenhänge des digitalen Wandels, welche gesellschaftlichen und technischen Innovationen er bewirken kann (Julian Nida-Rümelin, Daniel Domscheit-Berg, Malte Rehbein und Nina Kunze, Johanna Leissner), welche Szenarien sich für unterschiedliche Museumstypen eignen (Michael Gorman, Monika Hagedorn-Saupe, Christian Gries, Uta Piereth) und wie man die Digitalisierungsprozesse durch Reflexion und Gelassenheit erfolgreich meistert (Dirk von Gehlen).
Beate Reifenscheid, Präsidentin ICOM Deutschland: „Mit unserer Tagung wollen wir auch eine Bestandsaufnahme wagen – wo laufen Digitalisierungsprozesse erfolgreich, was können wir verbessern? – und damit einen Appell der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, aufgreifen, die Digitalisierung in deutschen Museen auch mit Hilfe internationaler Erfahrungen voranzubringen. Dies verläuft nicht ohne Hürden und Hindernisse. Daher möchte ICOM Deutschland das gemeinsame ‚digitale Lernen‘ befördern. Im besten Falle ermutigen uns die guten Beispiele, nach der Tagung mit neuem Optimismus und dem Wissen in unsere Museen zurückzukehren: Wir können mit den Herausforderungen mitwachsen und den digitalen Wandel erfolgreich gestalten.“
Mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen hat ICOM Deutschland den größten Museumsträger bundesweit als Kooperationspartner sowie mit der Bayerischen Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, eine kompetente Ideengeberin gewonnen – wir freuen uns, dass sie ihre vielfältigen Erfahrungen mit der Digitalisierung in Museen beisteuern und gleichermaßen an den Tagungsergebnissen interessiert sind.
Bernd Schreiber, Präsident der Schlösserverwaltung: „Digitalisate sind als Informationsträger der heutigen Zeit und auch als konservatorisch unempfindlicher Doppelgänger wertvolle museale Hilfsmittel. Und doch bleiben sie immer Abbilder, die das Original nicht zu ersetzen vermögen. Für das Original spricht immer das Tripel A: authentisch – affektiv – analog! Für eine analoge Burg lassen die Kids das Handy in der Tasche – es bleibt also spannend in der Vermittlungsarbeit.“
Neben den Vorträgen und Workshops stehen weitere Aktivitäten auf dem Programm, darunter Führungen durch das Lenbachhaus und das Deutsche Museum sowie ein Empfang durch die bayerische Staatsregierung.
Professor Dr. Beate Reifenscheid, Präsidentin ICOM Deutschland, und Professor Monika Hagedorn-Saupe, Projektleiterin Museum4Punkt0, stehen am Donnerstag, 14. November 2019, 12:00 bis 13:00 Uhr für Gespräche mit Pressevertretern zur Verfügung. Ort: Schloss Nymphenburg, Orangerietrakt, Eingang 17, Foyer, 80638 München.
Weitere Informationen: Anke Ziemer, ICOM Deutschland, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon: 030-69504525, Mobil: 0172-9904336 (während der Tagung), Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Tagungsbroschüre mit Programm und Informationen zu den Referenten unter:
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