- ICOM Deutschland
ICOM Monday mit/with Eva S. Kotláriková
- 4
- NOV
- 2024
- 05.11.2024
- Zoom
- Zur aktuellen Situation in der Slowakei/The current situation in Slovakia
Unser Gast ist dieses Mal Eva S. Kotláriková, Senior-Kuratorin in der Abteilung für Alte Kunst der Slowakische Nationalgalerie und Vorstandsmitglied von ICOM Slowakei.
Die jüngsten Ereignisse im slowakischen Kultursektor haben in der Kulturlandschaft große Besorgnis über das Vorgehen und die Politik des Kulturministeriums (MK SR) unter Ministerin Martina Šimkovičová ausgelöst, die zu Beginn ihrer Amtszeit erklärte, dass „die Kultur in der Slowakei slowakisch sein sollte und nichts anderes als slowakisch“.
Innerhalb kürzester Zeit wurden Direktor:innen bedeutender Kultureinrichtungen (wie der Slowakischen Nationalgalerie, des Slowakischen Nationaltheaters, Slowakischen Nationalmuseums und Internationalen Hauses der Kunst für Kinder, Bibiana) entlassen und durch Personen ersetzt, denen es an einschlägigem Fachwissen und Erfahrung mangelt. Untragbare Gesetzesänderungen haben zur Destabilisierung von zuvor funktionierenden Fördersystemen für Kunst und audiovisuelle Produktionen geführt.
In einer gemeinsamen Erklärung von Kulturschaffenden, dem so genannten „Kulturstreik“, der von der Plattform „Open Culture“ organisiert wurde, wird auf die erschreckenden Zustände im Kulturministerium hingewiesen, das ihrer Meinung nach die Rechte der Fachleute in diesem Sektor aktiv untergräbt. Mehrere qualifizierte Mitarbeiter:innen wurden entlassen und Abteilungen innerhalb des Ministeriums aufgelöst, was dazu führte, dass die Mittel für die Restaurierung von Hunderten von historischen Denkmälern eingefroren wurden. Über Zensur und Einschüchterungen von Kulturschaffenden wird berichtet.
Die öffentliche Meinung spiegelt diese Unzufriedenheit wider, wie zwei Petitionen mit jeweils rund 200.000 Unterschriften zeigen, die den Rücktritt der Ministerin fordern. Die Entscheidung des Ministeriums, der Slowakei die Teilnahme an den European Heritage Days zu untersagen, und die Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit Kulturorganisationen haben den Ruf nach Veränderungen noch verstärkt. Kulturschaffende sind mit zunehmenden finanziellen Unsicherheiten konfrontiert, die durch die jüngsten Gesetzesänderungen, welche die Förderungen unterbrochen haben, noch verstärkt wird, so dass viele ohne die notwendige finanzielle Unterstützung dastehen.
Es wird ein sofortiges Ende der ideologischen Zensur, eine bessere finanzielle Stabilität für Kulturschaffende und ein Engagement für ein kreatives Umfeld, das frei von Einschüchterungen ist, gefordert. Die aktuellen Ereignisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit eines Dialogs zwischen dem Ministerium und dem Kultursektor, um das slowakische Kulturerbe zu schützen und angemessene Bedingungen für Kulturschaffende zu gewährleisten.
Mgr. et Mgr. Eva S. Kotláriková ist Absolventin der Philosophischen Fakultät der Comenius-Universität Bratislava, mit Abschlüssen in Geschichte und italienischer Sprache sowie Kunstgeschichte. Von 2007 bis 2010 arbeitete sie im Slowakischen Nationalmuseum, und seit 2010 ist sie in der Slowakischen Nationalgalerie tätig. Derzeit ist sie Senior-Kuratorin in der Abteilung für Alte Kunst, wo sie die grafische Sammlung des 19. Jahrhunderts betreut. Derzeit erforscht sie künstlerische Interaktionen zwischen dem italienischen und dem oberungarischen Kulturraum und untersucht grafische Darstellungen der Mode des 19. Jahrhunderts. Sie erforscht auch kuratorische Überschneidungen zwischen Museumspädagogik und Besucher:innenkommunikation. Zu ihren Ausstellungsprojekten gehört die mit den Künstlern Jiří Franta und David Böhm geschaffene Installation „See, See, and See!“ (2019) im Schloss Zvolen, die 2022 auf der ICOM-Jahreskonferenz in Prag vorgestellt wurde. In Zusammenarbeit mit Ondřej Horák kuratierte sie die Ausstellung „Why (Art) Not?“ (2021) für die Eröffnung der neu gestalteten Slowakischen Nationalgalerie.
Die Veranstaltung findet am 4. November 2024 von 12:30 bis 14:00 Uhr via Zoom in englischer Sprache statt.
This time, our guest is Eva S. Kotláriková, senior curator in the Department of Ancient Art at the Slovak National Gallery and member of the board of ICOM Slovakia.
Recent events in Slovakia's cultural sector have raised significant concerns within the cultural community regarding the actions and policies of the Ministry of Culture (MK SR) under Minister Martina Šimkovičová, whose initial statement in office declared that "culture in Slovakia should be Slovak and nothing else but Slovak."
In a short period, directors of prominent cultural institutions (such as the Slovak National Gallery, the Slovak National Theatre, the Slovak National Museum, and the International House of Art for Children Bibiana) have been dismissed and replaced by individuals lacking relevant expertise and experience. Unsustainable legislative changes have led to the destabilization of previously functional grant systems supporting arts and audiovisual production.
A joint statement from cultural workers, termed "Cultural Strike," organized by the “Open Culture” platform, highlights the alarming state of the ministry, which they claim actively undermines the rights of professionals in the sector. Several qualified employees have been laid off, and departments within the ministry have been disbanded, resulting in a freeze on funds for restoration for hundreds of historical monuments. Reports of censorship and intimidation against cultural professionals have emerged.
Public sentiment reflects this dissatisfaction, as evidenced by two petitions that demand the minister's resignation, each gathering approximately 200,000 signatures. The ministry's decision to withdraw Slovakia's participation in the European Heritage Days and its challenges in engaging with cultural organizations have further intensified outcries for change. Cultural workers face increasing financial insecurity intensified by recent legislative changes that disrupted funding systems, leaving many without necessary support.
They are calling for an immediate halt to ideological censorship, improved financial stability for cultural professionals, and a commitment to creative environment which is free from intimidation. These events underscore the urgent need for dialogue between the ministry and the cultural sector to safeguard Slovakia's heritage and ensure appropriate conditions for those contributing to it.
Mgr. et Mgr. Eva S. Kotláriková is a graduate of the Faculty of Arts at Comenius University, with degrees in History and Italian Language and History of Art. From 2007 to 2010, she worked at the Slovak National Museum, and since 2010, she has been active at the Slovak National Gallery. Currently, she holds the position of senior curator in the Department of Old Art, where she manages the 19th-century graphic arts collection. At the moment, she is researching artistic interactions between the Italian and Upper Hungarian cultural environments and studying graphic presentations of 19th-century fashion. She also explores curatorial overlaps between gallery education and visitor communication. Among her exhibition projects, the installation "See, See, and See!" (2019) at the Zvolen Castle, created with artists Jiří Franta and David Böhm, was presented at the ICOM annual conference in Prague in 2022. In collaboration with Ondřej Horák, she curated the exhibition "Why (Art) Not?" (2021) for the opening of the newly reconstructed Slovak National Gallery.
The event will take place on 4 November 2024, 12:30–14:00 CEST via Zoom in English.
*Die Reihe ICOM Mondays greift an jedem ersten Montag im Monat aktuelle Fragen der Museumswelt auf. Im Wechsel laden wir zum binationalen Dialog mit Vertreter:innen anderer ICOM Nationalkomitees, geben Einblick in die Arbeit Internationaler Komitees und lassen Raum für freie Themen und Anregungen aus der Mitgliedschaft.
The ICOM Monday series takes place every first Monday of each month and focuses on current museum issues. Alternately, we invite representatives of other ICOM National Committees to participate in a binational dialogue, give insights into the work of International Committees as well as open up space for topics and comments from the membership.